Projektkurs mit beeindruckender Forschungsarbeit zu „Juden in unseren Sportvereinen vor 1933″

Unter dem Titel „Juden in unseren Sportvereinen vor 1933 – Als Mannschaft Verein(t)?“ ist am 15. November eine sehenswerte Ausstellung im Haus der StädteRegion Aachen eröffnet worden. Mindestens so interessant wie die Ausstellung selbst ist auch die Entstehungsgeschichte, denn die „Macher“ der Ausstellung, acht Schülerinnen und Schüler des Würselener Heilig-Geist-Gymnasiums, haben sie in einem Projektkurs erarbeitet. Die Schülerinnen und Schüler der „Q2“, die seit 2020 von Olaf Grodde und Silvia Hansen betreut werden, haben unter sehr schwierigen Bedingungen während der Coronazeit Interessantes zu jüdischen Sportlerinnen und Sportlern aus der StädteRegion recherchiert. „Max Salomon ist vielen ja noch als einer der wohl talentiertesten Stürmer bekannt, die je bei Alemannia Aachen spielten. Aber wer kennt beispielsweise noch Ernst Voss und Sophie Rosenthal aus Würselen oder Walter Weil aus Alsdorf?“ Olaf Grodde erklärt, wie aus diesen Einzelfällen, die genau recherchiert worden sind, letztlich ein Gesamtbild entstanden ist. Seine Kollegin Silvia Hansen ergänzt: „Wir sind von der Ausgangsfrage ausgegangen, ob Juden vor 1933 in den Sportvereinen der Aachener Region integriert waren, ob sie also als Mannschaft vereint waren mit den Menschen anderen Glaubens.“ Ein erster Hinweis ergab sich laut Hansen direkt aus dem Problem, festzustellen, welcher Sportler in der damaligen Zeit jüdischen Glaubens war: „Genauso wenig wie heute wurde vor 1933 bei einem Vereinsbeitritt die Konfession abgefragt. Und so wissen wir von vielen Sportlerinnen und Sportlern tatsächlich gar nicht, welcher Konfession sie angehört haben.“ Die umfangreichen Recherchen der Jugendlichen – unter anderem in Archiven aber auch durch die Befragung von Zeitzeugen – haben ergeben, dass die Religion im Sport damals zunächst nicht von Bedeutung war. Die jüdische Religion wurde im Sport erst dann Thema, als sie mit der zunehmenden Bedeutung der NS-Ideologie in den 1930er Jahren zu einem trennenden Element wurde. Grodde präzisiert: „An dieser historischen Schwelle konnten die Recherchen einen sehr unterschiedlichen Umgang der einzelnen Vereine mit den jüdischen Sportlerinnen und Sportlern feststellen. Das reichte von vorauseilendem Gehorsam bei der Diskriminierung und Ausgrenzung wie bei Max Salomon bis hin zur ganz bewussten Fortsetzung der Integration wie bei der Würselener Turnerin Sophie Rosenthal.“

Die stellvertretende Städteregionsrätin, Elisabeth Paul, lobte bei der Eröffnung die Ausstellung: „Es ist wichtig, dass sich junge Menschen so intensiv mit unserer Geschichte auseinandersetzen. Einen persönlichen Zugang kann man über die hervorragend zusammengetragenen Einzelschicksale der jüdischen Menschen aus der StädteRegion viel besser erreichen als mit den besten historischen Forschungen. Gerade in Zeiten, in denen der Antisemitismus in Deutschland wieder Fahrt aufnimmt, geht es auch darum, die Erinnerung an die Verfolgung der Juden und letztlich den Holocaust wach zu halten.“

Das Schulprojekt findet im Rahmen des Themenjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ statt. Der Projektkurs wurde vom Bildungsbüro der StädteRegion Aachen unterstützt. Die Ausstellung kann noch bis zum 25. November 2021 im Foyer des Hauses der StädteRegion, Zollernstraße 10, 52070 Aachen besucht werden. Sie ist täglich von 8:00 bis 19:00 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet. Anschließend soll sie noch am 27. November beim Tag der offenen Tür im Heilig-Geist-Gymnasium zu sehen sein. Sie ist als Wanderausstellung konzipiert und kann ausgeliehen werden. Bei Interesse kann man sich per Mail an projektkurs2021@hgg-broich.de wenden.

Die Schülerinnen und Schüler des Projektkurses sind: Paul Dreßen, Florian Grotensohn, Milena Ilijevska, Elias Kerenkiewitz, Merle Knipprath, James Krieger, Lara Kuckelkorn und Leon Schwabe. Geleitet wurde der Kurs von Olaf Grodde und Silvia Hansen.