Ach, Reli...!
"Reli ist doof." – "Nee, Reli ist klasse!"
Wer wissen will, wie der Fachbereich Religion seine Arbeit am HGG versteht, sollte

sich die Mühe geben, die Worte zu lesen, die der ehemalige Bischof Klaus Hemmerle, bereits von seiner schweren Krankheit gezeichnet, in freier Rede auf dem 3. Diözesantag der Religionslehrerinnen und Religionslehrer an Gymnasien im Bistum Aachen gesprochen hat.
Besser als in diesen Worten kann das Selbstverständnis des Fachbereichs 'Religion' am HGG nicht zum Ausdruck gebracht werden, werden doch nicht nur die geistigen Grundpfeiler des Fachbereichs Religion am HGG, sondern auch die Orientierungspunkte einer selbstkritischen Reflektion seiner schulischen und außerschulischen Aktivitäten deutlich: Konfessionelle Ausrichtung, ökumenische Gesinnung, weltoffene Orientierung, kritische Weltsicht und missionarisches Engagement im spiritanischen Sinne:
"Gott interessiert sich grundlos für mich, und dieses Interesse Gottes, das sozusagen die Feder seines Aushaltens ist, dieses einfache grundlose mich Wagen für Dich, das ist beim Religionsunterricht jenes Vorspiel im Himmel, jener Prolog im Himmel, also nicht auf der Spielbühne, sondern drüber, der notwendig ist, dass wir immer wieder drum ringen, dass wir Gott glauben, dass er sich für mich interessiert und dass wir drum ringen, dass wir glauben, dass Gott sich für diese Menschen interessiert und dass wir dann wagen, uns auch für sie zu interessieren.
Das ist sozusagen das Vorspiel im Himmel, das ist sozusagen das, von wo es ausgeht. Und dann könnte es ja der Fall sein, dass sich ein Spiel des Interesses ergibt, dass es Augenblicke gibt, in denen ich sagen kann oder Situationen, in denen wir dem Schüler vermitteln können: "Interessiere Dich für dich."
Ich glaube, das erste, was wir vielleicht im Religionsunterricht zu vermitteln haben auf dieser Basis ist: "Interessiere Dich für dich. Leb doch Dein Leben nicht einfach so weg", und wenn er vielleicht sagt: "Das ist Quatsch", vielleicht aber bleibt etwas hängen, vielleicht erwacht Interesse für sich. Ich denke, dass die Heiligtümer Jugendlicher ein Stück erwachtes Interesse für sich, erwachtes Interesse für die Heiligkeit des eigenen ,Ich' und damit für den, der uns dieses ,Ich' zugewiesen hat, gibt: "Interessiere dich für Dich."
Dann könnte vielleicht eine zweite Realität darin geschehen: "Interessiere Dich für die anderen." Es ist gut, es ist einfach ein anderes Lebenskonzept, sich für andere zu interessieren, und vielleicht kommt etwas heraus, aus ganz konkreten Begegnungen usw., das dann existentiell etwas mit diesem Aushalten Gottes, des anderen, zu tun hat.

Vielleicht kommt als ein Drittes dazu, dassdann auch ein Blick über die eigene Lebenswelt ins Ganze hinein geschieht, dass man dann spürt, es kann doch im Ganzen nicht einfach nur dabei bleiben, und dass dann Solidaritäten und dann Offenheiten für die einswerdende Welt da sind. Und schließlich, eine andere Dimension desselben, vielleicht interessiert ihr euch füreinander, eine Gegenseitigkeit von Interesse.
Und darin könnte ja dann doch aufscheinen, dass im solchen Interessieren und Aushalten doch der da ist und Licht wird und hell wird, der uns ausgehalten hat.
Das ist weder eine methodische Anweisung noch ist es ein sicheres Rezept, noch eine Inhaltlichkeit, aber ich denke, dass Inhalte, Prozesse und Überlegungen, wie ich in dieses abenteuerliche Gelände mich hineinbegebe, vielleicht da ansetzen können. Und vielleicht könnten wir dann doch eine, siebter Punkt, eine zweite Postmoderne vorbereiten, Eine, in der das Ich', statt sich aufzulösen in lauter einzelne Punkte der Jeweiligkeit, Konsistenz dadurch erhält, dass uns deutlich wird, wie sehr wir nur, indem wir gleichzeitig Du und wir sagen, auch Ich sagen können, dass die Verschränkung dessen bei jedem Atem und jedem Akt, auch wenn ich nur auf kleine Fassetten setze, dann dennoch diese Solidarität geschieht: Ich, Du, Wir. Und vielleicht kann dabei dann auch geschehen, dass ich nicht alles machen und haben kann, sondern dass ich dann auch in diesem Ausgehaltenwerden auf die Gabe aufmerksam werde, die hinter allem Machen steht und allem Machen vorausgeht, und dass dann eben nicht nur ein beliebiges Nebeneinanderstellen verschiedener Meinungen und Impressionen und Verhaltensweisen da ist, sondern dass es dann doch zu einem Dialog kommt, in dem so etwas wie ein Jakobskampf miteinander und ein Jakobskampf mit dem Unbekannten geschieht."