Auf den Spuren der Römer in Euchen
… wie alles begann – Zu Fuß und mit dem Rad zu den Römern
Seit Anfang des Schuljahres 2011/2012 besteht die Archäologie AG an unserer Schule. Was zunächst etwas exotisch anmutet, basiert auf der Tatsache, dass sich die Römer schon vor ca. 2000 Jahren auch hier in der Gegend angesiedelt haben. Römische Straßen führten durch Broichweiden und Euchen, also mitten durch die nächste Umgebung der Schule. Und in der Nähe der römischen Straßen gab es – teilweise sogar nachweislich in regelmäßigen Abständen – villae rusticae, also Bauernhöfe oder Gutshöfe.
Die „Spuren“ der Römer lassen sich bis heute zurückverfolgen und so haben es sich einige historisch besonders interessierte Schüler des HGG unter der Leitung von Herrn Grodde und Herrn Ohrndorf und in Kooperation mit dem Amt für Bodendenkmalpflege im Landschaftsverband Rheinland zur Aufgabe gemacht, im übertragenen Sinne ein bisschen in der Vergangenheit „herumzugraben“ und sozusagen Latein einmal mehr oder weniger 'live' zu erleben.
Die Zusammenarbeit mit der zuständigen Außendienststelle Nideggen-Wollersheim begann nach entsprechenden Vorgesprächen der betreuenden Lehrer mit einem persönlichen Besuch der Leiterin Fr. Tutlies am HGG. Vor Ort erläuterte sie per Beamer-Präsentation und anschließender Einweisung in die Methodik einer Feldbegehung die konkrete Vorgehensweise, die Hobbyarchäologen erlaubt ist. Jedes Ausgraben aus dem Boden ist nämlich auch uns als AG verboten, nur die oberflächliche Untersuchung im Rahmen eines Abgehens der Fläche mit dem Einsammeln der dabei sichtbaren Funde ist gesetzlich erlaubt.
Und so begingen wir auf den Feldern der im Umfeld der Schule bekannten römischen villa rustica die Fläche und sammelten die oberflächlichen Funde ein. Der Beweis einer römischen Besiedlung der Stelle konnte so schnell anhand von Bruchstücken römischer Ziegel erbracht werden. Hier lagen plötzlich 1800 Jahre alte Ziegelstückchen in unseren Händen, ein tolles Gefühl, zumindest beim ersten Mal…
Dass damals die Presse mit einem aufreißerischen Artikel unsere Arbeit zunächst ruinierte, indem sie titelte „Auf der Suche nach Münzen und Geheimgängen“, ärgert uns heute noch sehr, da es gerade das Gegenteil unseres pädagogischen Ansatzes wiedergab. Funde von besonderer Bedeutung werden unsererseits stets der Außenstelle gemeldet und dort nach entsprechender Begutachtung und eventuell sogar wissenschaftlicher Auswertung katalogisiert. Im Normalfall werden die Funde dann der AG als Dauerleihgabe wieder zur Verfügung gestellt, befinden sich dann aber im Besitz des Landesarchivs. Das Finden ist uns zunächst wichtiger als der Fund, das Erkennen, Einordnen und Verstehen wichtiger als das Besitzen! Daher auch unsere Fahrradtour zur villa rustica in Stolberg, wo es nichts zu finden, sondern nur zu „entdecken“ gibt.
So ist auch die gefundene, kaum mehr erkennbare Münze - Hintergrund des Presseartikels - zur wissenschaftlichen Analyse im Landesmuseum Bonn untersucht worden und im Besitz des Landes NRW. So sorgte frühzeitig ein Stück eines Töpferstemples für besonderes Aufsehen, ebenso wie ein Stück einer Michelsberger Spitzklinge. Bei unserem Rückbesuch der Außendienststelle in Wollersheim wurden auch zunächst unspektakuläre Funde verschiedenen Herstellungsverfahren und Gefäßarten zugeordnet. Die Funde wurden schließlich am Tag der offenen Tür am 1. Advent ausgestellt, wo es auch in Zukunft jeweils eine Art Sonderausstellung zu den Themen und besonderen Funden des vorausgegangenen Jahres geben wird.
Weitere Informationen zur Arbeit des Amtes für Bodendenkmalpflege im LVR:
www.bodendenkmalpflege.lvr.de/de/ueber_uns/organisation/aussenstellen/as_nideggen